Berichte
20 Fragen an Manfred Kaulich, dem Leiter der Arbeitsgemeinschaft der Holicer Züchter im ZDRK
20 Fragen an Manfred Kaulich,
dem Vorsitzenden der Arbeitsgemeinschaft der Blaue Holicer Züchter
im ZDRK
Manfred Kaulich aus Mechernich ist schon seit vielen Jahren mit der Rassekaninchenzucht verbunden und vielen als Funktionär im Rheinland so wie als Rote-Neuseeländer-Züchter bekannt. Seit 2015 beschäftigt er sich nun auch mit der Rasse Blaue Holicer und wurde bei der Gründungsversammlung der Arbeitsgemeinschaft der Blaue Holicer-Züchter im ZDRK 2020 in Trusetal zum Rassesprecher gewählt. Grund genug , sich mit dem Fachmann über seine Ziele für die aufstrebende Rasse auszutauschen.
1.) Wie bist Du zur Holicer Zucht gekommen, worin liegt für Dich der Reiz dieser Rasse?
Auf Bundesschauen schaue ich mir gerne die Abteilung der Neuzüchtungen an. So auch 2013 in Karlsruhe. Hier fielen mir die Blauen Holicer zum ersten Mal so richtig ins Auge. 2015 stieg ich dann mit einem Zuchtpaar in die BlH Zucht ein. Nachdem die ersten Jungtiere da waren wurde mir schnell klar, züchterisch gibt es bei dieser Rasse noch sehr viel zu tun. Darin lag und liegt der Reiz, mich mit dieser Rasse in Zukunft zu beschäftigen. Zudem schätze ich die sehr guten Aufzuchtleistungen der Häsinnen.
2.) Gibt es Züchter, mit denen Du eng zusammenarbeitest?
Nach dem ersten Zuchtjahr behielt ich alle Häsinnen. Von Heiko Semmel und Erich Feigl erwarb ich in den Folgejahren jeweils einen Rammler, welche nun in meiner Zucht zum Einsatz kamen. Die ersten Zuchterfolge stellten sich ein und die besten selbst gezogenen Häsinnen wurden für die weitere Zucht eingesetzt. Ende 2018 habe ich Kontakt zu Niko Brümmer aufgenommen und von ihm einen Rammler erhalten, der dann überwiegend in meiner Zucht eingesetzt wurde. Mehrmals waren meine Frau und ich schon bei der Familie Brümmer zu Gast und so fanden in den letzten beiden Jahren noch weitere Tiere von Niko bei mir eine neue Heimat. Eine enge Zusammenarbeit gibt es natürlich mit den BlH Züchtern in unserem Chinchilla und Blaue Holicer Club Rheinland. Wir arbeiten in unserem Club mit 5 Züchtern zusammen. Somit haben wir eine gute Basis, um unsere Zuchten kontinuierlich zu verbessern.
3.) Welche züchterischen Schwerpunkte stehen bei Dir in der vordersten Reihe?
Für mich gilt es, die drei „F“ (Form, Fell, Farbe) in meiner Zucht zu stabilisieren und weiter zu verbessern, ohne dabei die anderen Positionen zu vernachlässigen. An erster Stelle steht aktuell die Farbe. In den Würfen gibt es noch Aufspaltungen bezüglich der Farbnuancen. Hier liegt auch ein Schwerpunkt in unserer gemeinsamen Clubarbeit. Die Zusammenarbeit wird uns sicherlich schneller voranbringen. Wichtig sind für mich aber auch die Wurf- und Aufzuchtleistungen der Häsinnen.
4.) Wo siehst Du Potenzial zu Verbesserung der Rasse, woran muss züchterisch noch gearbeitet werden?
Ich denke, viele Kritikpunkte bei den Bewertungen der BlH decken sich mit denen alt eingesessener Rassen. Bei jeder Rasse gibt es Verbesserungspotenzial. Unter Berücksichtigung, dass die Rasse nun in das 6. Zuchtjahr nach ihrer Anerkennung geht, sind wir qualitativ doch schon sehr gut unterwegs. Wenn man die Berichte von Heiko Semmel zu den Bundes- oder Holicer Werbeschauen aufmerksam liest, dann sollte jeder wissen, welche züchterischen Herausforderungen noch vor uns liegen. Ich bin mir sicher, dass wir mit der Gründung der Arbeitsgemeinschaft der Blaue Holicer Clubs im ZDRK den Grundstein gelegt haben, die Rasse gemeinsam mit den Züchtern in der AG stetig zu verbessern und weiter zu entwickeln.
5.) Wie siehst Du und die Arbeitsgemeinschaft die Aussage vieler Züchter „Blaue Holicer sind ja nur kleine Blaue Wiener“?
Ehrlich gesagt, „mich nervt diese Aussage“. Diesen Züchter empfehle ich, sich im allgemeinen Teil des Standards intensiv mit dem Thema Körperform, Typ und Bau zu beschäftigen und vor allen Dingen die Beschreibung zum Rumpf genauesten durchzulesen. Die Beschreibungen der Position 2 beim BlW und BlH Holicer zeigen doch deutlich den Unterschied dieser beiden Rassen. Hier ist bei den Wienern, übrigens auch in der Musterbeschreibung der „Kleinen Wiener“, ein „leicht gestreckter“ Körper gefordert, beim BlH lautet die Anforderung „ ein leicht gedrungener“ Körper. Dann die Pos. 4: Kopf und Ohren: Beim BlW ist ein kräftiger Kopf, mit breiter Stirn- und Schnauzpartie gefordert, beim BlH ist ein kurzer, breiter, schön abgerundeter Kopf mit breiter Stirnpartie gefordert. Ich finde, dies sind schon zwei Standardforderungen, die den Unterschied schon sehr eindeutig beschreiben. Hinzu kommt dann noch der ganz wesentliche Unterschied bezüglich der Deckfarbe. Beim BlW ist die Forderung ein „kräftiges Mittel- bis Dunkelblau“ beim BlH ein „helles Stahlblau“. Auch bezüglich der Unterfarbe gibt es unterschiedliche Forderungen: BlW „etwas heller als die Deckfarbe. Sie soll rein und intensiv sein und bis zum Haarboden durchgehen“, BlH „sie soll der Deckfarbe entsprechen, an der Haut kann ein sehr schmaler hellerer Streifen vorkommen“. Ich finde laut diesen Beschreibungen in unserem Standard nichts, was diese Aussage auch nur annähernd rechtfertigen könnte. Es mag ja sein, dass es die Grundidee in der Neuzüchtungsphase war, „kleine blaue Wiener“ zu züchten, das leite ich auch von der Tatsache ab, dass es sofort nach der Anerkennung der BlH das Bestreben einiger Züchter gab, die Blauen Holicer in die Clubarbeit bei den Wiener Clubs einzubinden. Aus meiner Sicht war und ist dies ein Irrweg. Eine Ausnahme ist hier nur der Wiener & Blaue Holicer Club Sachsen-Anhalt, Sektion Harzland, hier sind die Holicer Züchter voll integriert. Die BlH haben sich zu ihrem „eigenen Holicer Typ“ entwickelt, weit entfernt vom Typ des Wienerkaninchens.
6.) In welchem Bereich haben sich die Holicer seit ihrer Zulassung am meisten verbessert? Wo haben die Züchter die Holicer am besten weiterentwickelt?
Wie gesagt, im Typ haben sich die BlH sehr gut in die richtige Richtung entwickelt. Ebenfalls treten die Fehler bezüglich pigmentloser oder zweierlei Krallenfarbe nur noch vereinzelt auf. Die ganz dunklen Deckfarben findet man ebenfalls nur noch sehr selten, auch bezüglich der Augenfarbe gibt es deutliche Fortschritte. Wir müssen uns aber darüber im Klaren sein, dass wir züchterisch noch sehr, sehr viel Arbeit vor uns haben.
7.) Wie beurteilst Du die Entwicklung der Holicer Kaninchen in Bezug auf Züchter und gezogene Tiere
Diese Entwicklung kann ich nur sehr positiv sehen. Dies mag folgende kleine Statistik der letzten 3 Bundesschauen belegen, seitdem die Rasse im ZDRK anerkannt ist:
2015 Kassel 44 Tiere von 12 verschiedenen Züchtern aus 8 LV
2017 Leipzig 112Tiere von 22 verschiedenen Züchtern aus 10 LV
2019 Karlsruhe 178Tiere von 35 verschiedenen Züchtern aus 17 LV
Ebenfalls die beiden Holicer Werbeschauen haben gezeigt, dass sich immer mehr Züchter diese Rasse in ihre Zuchtanlage holen. Dieser Trend wird sich aus meiner Sicht auch weiter fortsetzen.
8.) Welche Fehler treten Deiner Meinung nach noch am häufigsten bei der Bewertung auf?
Die Entwicklung bezüglich der unterschiedlichen Haarlänge an den Ohrenrändern sind zu einem Problem geworden. Hierauf wurde aus meiner Sicht bei der Bewertung auf der letzten Bundesschau in Karlsruhe zu wenig geachtet. Die Quittung haben wir dann schon auf der 2. Werbeschau in Trusetal bekommen, denn dort trat dieser Fehler schon vermehrt auf, wurde aber hier von den Preisrichtern zurecht mit entsprechendem Punktabzug bestraft. Wenn wir diesen Fehler erst mal in der 2. oder 3. Generation in den Zuchten verankert haben wird es Jahre dauern, bis wir dieses Problem wieder in den Griff bekommen. Zu oft sehen wir auch Tiere mit der Bemerkung „etwas lose Fellhaut“ oder „loses Brustfell“. Auch hier müssen wir ein Augenmerk darauflegen. Als letztes möchte ich dann noch die Deckfarbe erwähnen. Obwohl wir hier auch schon Fortschritte erzielt haben ist trotzdem noch eine große Streuung auf den Ausstellungen zu sehen.
9.) Bist Du mit der aktuellen Musterbeschreibung zufrieden, oder gibt es Nachbesserungsbedarf?
Zunächst sehe ich unsere Aufgabe darin, züchterisch die BlH den derzeitigen Standardforderungen näher zu bringen. Meine vorgenannten Ausführungen weisen ja schon auf viele Aufgaben hin. Dies basiert auf meinen Beobachtungen der Bewertungsergebnisse der großen Ausstellungen und den Erfahrungen, die ich selber in meiner Zucht gemacht habe. Andererseits hat jeder Züchter eigene Anforderungen, seine BlH in der einen oder anderen Position noch besser zu machen. Die Rasse ist jetzt im 6. Zuchtjahr nach der Anerkennung und seit 2018 haben wir den neuen Standard. Deshalb sollten wir uns zunächst in unserer Zucht auf die bestehenden Anforderungen des Standards konzentrieren. Ich bin aber auch der Überzeugung, dass die nun begonnene Arbeit in unserer AG neue Erkenntnisse durch die züchterischen Erfahrungen unserer Mitglieder bringen wird und somit die Beschreibungen im Standard auf den Prüfstand gestellt werden.
10.) Was sind für Dich in der Zukunft die wichtigsten Schritte um den enormen Aufwärtstrend, den die Blauen Holicer momentan erleben auch konstant weiterführen können?
Diese Entwicklung, wie wir sie im Moment erleben, wird mittelfristig sicherlich nicht mehr so rasant, aber trotzdem stetig weiter gehen. Ich bin mir sicher, es werden sich immer wieder neue Züchter finden, die sich dieser Rasse annehmen. Hierfür entscheidend ist für mich die Zusammenarbeit in und mit den Clubs. Darum finde ich es sehr schade, dass viele Wiener Clubs, die laut ihrer Namensgebung die Blauen Holicer mitbetreuen, sich der Mitgliedschaft in unserer Arbeitsgemeinschaft bisher verweigert haben, wobei ich mir die Frage stelle, gibt es in diesen Clubs überhaupt eine gezielte Clubarbeit der Blaue Holicer Züchter? Die BlH Züchter dieser Clubs und die Züchter, die noch nicht Mitglied in einem Blaue Holicer Club sind müssen wir erreichen und sie von den gemeinsamen Anstrengungen innerhalb unserer AG überzeugen. Nur gemeinsam werden wir es schaffen, die Rasse weiter im Aufschwung zu halten und züchterisch zu verbessern.
11.) Nun zur Arbeitsgemeinschaft, wie kam es zur Gründung der Arbeitsgemeinschaft der Holicer Kaninchen im ZDRK?
Das erste Gespräch in Richtung einer AG der Blaue Holicer Clubs im ZDRK führte ich mit Heiko Semmel anlässlich der Bundes Rammler Schau in Halle im Februar 2019. Zuvor hatte Heiko die 1. Holicer Werbeschau im November 2018 durchgeführt. Ebenfalls führte ich diesbezüglich Gespräche mit Erich Feigl. Rege Diskussionen zu diesem Thema fanden auch in der von Heiko Semmel eingerichteten WhatsApp Gruppe statt. Im Laufe des Jahres entwickelte sich unser Plan zur Gründung einer AG und auf der BS 2019 in Karlsruhe wurde es dann in vielen Gesprächen mit den Züchtern konkreter. Leider kam es aber nicht zu einem gemeinsamen Treffen der BlH Züchter. Aus den vielen Einzelgesprächen mit den Züchtern, die neben Heiko Semmel, Erich Feigl und meiner Person geführt wurden, war der Wunsch einer intensiveren Zusammenarbeit der Züchter zu erkennen. In Abstimmung mit den vorgenannten Züchterfreunden wurde ein Entwurf der Richtlinien für eine Arbeitsgemeinschaft erstellt. Wir haben versucht, allen Clubs im ZDRK, in denen die BlH betreut werden, das Formular einer Beitrittserklärung in die AG, den Entwurf der Richtlinien sowie die Einladung zur Gründungsversammlung in Trusetal zu übermitteln. Leider gab es von den meisten angeschriebenen Züchtern bzw. Clubvorsitzenden keine Rückmeldungen. In den 4 Clubs, die nun die AG gegründet haben sind wir uns einig, dass die Arbeitsgemeinschaft der richtige Weg ist die Blauen Holicer weiter zu entwickeln. Der Weg für eine Aufnahme in unsere AG bleibt selbstverständlich für alle Clubs, in denen die Blaue Holicer Züchter betreut werden, offen. Hier sind aber jetzt deren Mitglieder gefordert. Sie müssen in ihren Clubs die entsprechenden Forderungen zur Mitgliedschaft in unsere AG stellen, damit sie die Vorteile der Arbeit in unserer AG auch nutzen können.
12.) Warum war es aus Deiner Sicht wichtig, dass die Arbeitsgemeinschaft der Holicer Züchter im ZDRK gegründet wurde?
Die Frage ist mit der vorherigen Antwort bezüglich des Interesses vieler BlH Züchter zum Teil schon beantwortet. Für mich sind die Arbeitsgemeinschaften der Clubs und deren Mitglieder die treibenden Kräfte für die Weiterentwicklung einer Rasse. Die Arbeitsgemeinschaften der einzelnen Rassen sind das Bindeglied zur Standard Fachkommission des ZDRK. In der Lehr- und Informationsschrift des ZDRK werden wir nun in der Liste der Arbeitsgemeinschaften der Clubs im ZDRK geführt. Damit ist nun auch ein zentraler Ansprechpartner für Fragen rund um die Blauen Holicer und die gemeinsame Clubarbeit in der AG benannt. Die Führung einer Liste der AG´s im ZDRK zeigt den Stellenwert, den eine AG innerhalb des ZDRK hat. Mittlerweile gibt es in Thüringen und Bayern bereits zwei „reine“ Blaue Holicer Clubs. In Hessen wird 2021 der dritte „reine“ Blaue Holicer Club im ZDRK gegründet und in einigen Landesverbänden haben sich gemischte Clubs gebildet. Leider zeigten gerade die gemischten Wiener & Holicer Clubs, wie schon vermerkt, kein Interesse an einer Mitgliedschaft in unserer AG. Wir können nun aber gemeinsam mit den Züchtern der 4 Clubs, die Mitglied in unserer Arbeitsgemeinschaft sind, die Rasse weiterentwickeln und gemeinsam mit den Züchtern der AG die Blauen Holicer kontinuierlich besser machen. Mit dem Club aus Hessen wird ab Dezember der 5 LV in unserer AG vertreten sein und wir hoffen, dass sich noch mehr Clubs unserer AG anschließen.
13.) Wie siehst Du die Mitgliedschaft von gemischten Holicer Clubs in der Arbeitsgemeinschaft?
Es wird in einigen Landesverbänden auf Grund der Anzahl der BlH Züchter nicht immer möglich sein, reine Holicer Clubs zu gründen. Darum halte ich es für wichtig, dass in diesen LV bereits bestehende Clubs zusätzlich die BlH in ihre Clubarbeit aufnehmen und den BlH Züchtern eine Clubarbeit ermöglichen. Dies geht aber nur, wenn diese Züchter auch voll in die gesamte Clubarbeit einbezogen und von allen respektiert und akzeptiert werden. Unser Chinchilla und Blaue Holicer Club im Rheinland mag ein positives Beispiel für diese gemeinsame Clubarbeit sein. Durch die Aufnahme der BlH hat sich die Mitgliederzahl im Club verdoppelt, wir haben nun viele jüngere Züchter in unseren Reihen und unsere jährliche Clubschau wird sicherlich nun noch attraktiver sein. Darum sind unsere BlH Züchter auch für die AG eine Bereicherung, was ich aber auch für unsere Clubfreunde des Wiener & Blaue Holicer Club Sachsen-Anhalt, Sektion Harzland betonen möchte. Es bleibt nun zu hoffen, dass die BlH Züchter, die bereits in einem Club organisiert sind der noch nicht Mitglied in unserer AG ist, einen Weg in unsere Arbeitsgemeinschaft finden.
14.) Erkläre den Holicer Züchtern, die noch nicht in einem Club Mitglied sind der in der Arbeitsgemeinschaft organisiert ist, die Vorteile, die sich durch die AG ergeben?
Die Züchter werden durch die Zusammenarbeit in den AG Mitgliederclubs ihre Zuchten gezielter aufbauen und verbessern können. Sie werden enorme Vorteile durch die Teilnahme an unseren Clubvergleichsschauen der AG haben. 2022 haben wir unsere erste AG Schau in München. Die Kontaktaufnahme der Züchter untereinander ist bei einer solchen Schau wesentlich einfacher als auf einer BS. Die Gespräche werden sich 3 Tage ausschließlich um die Blauen Holicer drehen. Die Züchter können Erfahrungen austauschen und sie werden neue Erkenntnisse für die eigene züchterische Arbeit erhalten. Hierfür wird es eine Tierbesprechung mit unserem Zuchtwart in der AG, Erich Feigl, geben. Wir werden bestimmte Merkmale besonders ausgewählter Tiere miteinander vergleichen und so das Zuchtziel am lebenden Tier in direkten Vergleichen viel besser erläutern können. Dadurch können die Fehler oder das Ideal anschaulich erklärt und den Züchtern wesentlich besser vermittelt werden. Wichtig ist bei einer solchen Tierbesprechung natürlich auch der Dialog mit den Züchtern, die Mitglied in unserer AG sind. Dies hat zur Folge, dass wir zukünftig zuchtlenkend und richtungsweisend innerhalb der AG arbeiten werden. Unsere AG Mitglieder sind in alle Entwicklungsprozesse eingebunden und werden diese mitbestimmen. Natürlich ist eine bevorzugte Abgabe von geeigneten Tieren an unsere AG Mitglieder ein weiterer wesentlicher Vorteil. Es wird bei dieser Schau eine ausführliche Analyse der Bewertungsergebnisse geben, die weit über die übliche Berichterstattung in unseren Fachzeitungen hinaus geht. Diese Analysen werden wir unseren AG Mitgliedern für ihre weitere Clubarbeit in Wort und Bild zur Verfügung stellen. Die Erkenntnisse aus derartigen Analysen soll für die Züchter unserer Clubs eine weitere Möglichkeit schaffen, ihre Zucht entsprechend zu lenken. Wer also besser informiert sein möchte, wer die Entwicklung der BlH mit vorantreiben, wer die Zukunft mitgestalten möchte, der ist herzlich eingeladen, Mitglied in unserer AG zu werden.
15.) Wo siehst Du die Arbeitsgemeinschaft in 5 Jahren?
Unsere Arbeitsgemeinschaft wird in den nächsten Jahren noch stärker werden. Dazu werden die Erkenntnisse aus den Ergebnissen der BS einen Beitrag leisten, aber ganz besonders werden unsere AG Schauen dazu beitragen, dass wir eine starke Gemeinschaft werden. Anlässlich der AG Schauen sind die BlH Züchter unter sich und werden einige abwechslungsreiche Tage miteinander verbringen. Wichtig wird es aber auch sein, die Lebenspartner unserer Züchter/innen mit in das Geschehen rund um die Ausstellung einzubinden. Zu einer solchen AG Schau gehört auch ein kleines Rahmenprogramm und ein Züchterabend, bei dem alle Teilnehmer in gemütlicher Runde ein paar gesellige Stunden miteinander verbringen können. Dies wird den Zusammenhalt noch mehr fördern und stärken. Ich bin mir sicher, wir werden in 5 Jahren zu einer großen „Blaue Holicer Züchterfamilie“ zusammengewachsen sein. Es werden bestehende Züchterfreundschaften vertieft, aber auch viele neue Züchterfreundschaften entstehen. Ich sehe in jeder Hinsicht eine sehr positive Entwicklung für unsere Rasse und die Arbeitsgemeinschaft.
16.) Wie beurteilst du die beiden Holicer Werbeschauen, was ändert sich nun bei den Holicer Club Vergleichsschauen? Worin besteht nun der Vorteil der Vergleichsschauen?
Die beiden Werbeschauen haben einen enormen Beitrag zur Verbreitung der Rasse geleistet. Sie haben aber leider nur den Charakter einer „Sonder- oder Allgemeinen Ausstellung“ gemäß den AAB des ZDRK gehabt. Sicherlich gab es für die Teilnehmer auch Erkenntnisse für ihre Zucht und einige Tiere wechselten dort auch die Besitzer, aber letztendlich war anschließend wieder jeder auf sich alleine gestellt. Wie bereits erwähnt, für mich ist die gemeinsame Arbeit in und mit den Clubs die Basis für die positive Entwicklung einer jeden Rasse. Wie bei allen Rassen, deren Clubs in einer AG gemeinsam arbeiten, werden wir nun auch bei den BlH die Rasse durch unsere gemeinsame Arbeit kontinuierlich verbessern. Die Clubvergleichsschauen der Arbeitsgemeinschaften haben innerhalb des ZDRK einen wesentlich höheren Stellenwert als eine Werbeschau, dass ergibt sich schon alleine aus dem Genehmigungsverfahren für eine solche Ausstellung. Sie wird von der ZDRK Clubabteilung durch die Bereitstellung von ZDRK Auszeichnungen unterstützt. Hinzu kommt auch das steigende Interesse vieler im EE Verband organisierter Züchter an den AG Schauen. Dies wird auch bei unserer AG Schau der Fall sein. Ich weiß, dass bereits heute viele Züchter aus dem Ausland den Besuch unserer 1. Clubvergleichsschau am 29./30. Oktober 2022 in München in ihrem Terminkalender stehen haben. Neben den Bundesschauen haben die Züchter auf einer AG Schau Gelegenheit, sich über den Zuchtstand der Rasse in Deutschland zu informieren. Sicherlich wird sich eine weite Anreise auch deshalb lohnen, weil man auf der AG Schau in der Regel die Züchter persönlich kennen lernen kann und, natürlich ist ein Besuch auch damit verbunden, qualitativ hochwertige Tiere für die eigene Zucht zu erwerben. Durch die AG Schau wird die Clubarbeit noch intensiver gefördert und die Rasse noch gezielter weiterentwickelt werden.
17.) Im Oktober 2022 findet in München die 1. Holicer Club Vergleichsschau statt. Welche Erwartung hat die AG an diese Ausstellung?
Ich weiß, dass die Clubfreunde aus Bayern unter Führung ihres Vorsitzenden Burkhard Gerdes die Vorbereitungen zu dieser Ausstellung schon fast abgeschlossen haben und die Verantwortungen der einzelnen Aufgaben auf die Mitglieder verteilt sind. Unser Wunsch wäre natürlich, die Zahl der ausgestellten Kaninchen gegenüber der letzten Werbeschau in Trusetal erheblich zu steigern. Wir erwarten natürlich auch wieder eine verbesserte Qualität der ausgestellten Tiere. Das persönliche Kennenlernen der Züchter halten wir für sehr wichtig. Freuen dürfen wir uns sicherlich auf einen fairen Wettbewerb und ich persönlich freue mich auf die erste Tierbesprechung innerhalb unserer AG und die vielen Gespräche mit den Clubfreunden. München wird richtungsweisend für das weitere Zuchtgeschehen der Blauen Holicer in Deutschland sein.
18.) Was ist das nächste Ziel, an dem Du mit deinem AG Vorstand arbeitest?
Unsere Aufgabe für 2021/22 muss darin bestehen, möglichst viele Züchter für unsere Arbeitsgemeinschaft zu begeistern und zu gewinnen. Wir brauchen noch mehr Clubs die bereit sind, Mitglied in unserer AG zu werden. Ich denke aber, dies müssen die Züchter in den Landesverbänden, die noch nicht in unserer AG vertreten sind, nun selber vorantreiben. Am Beispiel der bevorstehenden Clubgründung in Hessen erkennen wir, es müssen Züchter in den Landesverbänden das Heft des Handelns in die Hand nehmen. Diese Züchter müssen wir ausfindig machen und sie unterstützen. Wenn dies nicht möglich ist, aus welchen Gründen auch immer, dann sollten die Züchter eine Mitgliedschaft in einem der AG angeschlossenen Club anstreben. Wir werden diese Züchter seitens der AG gerne mit unseren Möglichkeiten unterstützen. Für diejenigen Clubs, die Mitglied in unserer AG werden möchten, steht die Tür immer offen. Erwähnen möchte ich an dieser Stelle, dass den Clubs durch eine Mitgliedschaft in unserer AG keine Kosten entstehen. Dies möchte ich im Hinblick auf einen eventuellen Beitritt von gemischten Clubs noch einmal klarstellen. Es gibt also keinen plausiblen Grund, unserer AG nicht beizutreten.
Unser erstes Projekt innerhalb der AG befasst sich mit dem Thema Deckfarbe und deren Beschreibung im Standard. Im zweiten Projekt sollen Öffentlichkeitsarbeit und Werbung für unsere AG durch eine eigene Webseite der AG forciert werden. In beide Projekte sind alle Mitglieder unserer AG eingebunden. Unsere Webseite kann unter holicer-ag.de erreicht werden.
19.) Wo findet die nächste Tagung der Arbeitsgemeinschaft statt? Können auch Interessierte Clubs, die noch nicht in der AG sind daran teilnehmen?
Geplant ist unsere nächste Tagung anlässlich der Bundesausstellung im Dezember 2021 in Karlsruhe. Sollte sie nicht stattfinden können werden wir überlegen, wann und wie wir ein Treffen unserer AG Mitglieder organisieren. Wir werden auf dieser Tagung mit dem Holicer Club Hessen den 5. Club in unsere AG aufnehmen können und vielleicht erreichen uns noch weitere Aufnahmeanträge von Clubs aus anderen LV. Selbstverständlich können aber auch interessierte Züchter oder Vertreter von Clubs teilnehmen um sich zu informieren. Wir laden jeden Club und jeden Züchter ein, sich als Gast einen Eindruck von unserer Arbeit in der AG zu verschaffen
20.) Erich Feigl sprach im Züchter Interview 2015 davon, dass die Blauen Holicer in 10 Jahren auf Augenhöhe mit den Blauen Wienern sein werden. Wie siehst Du die Entwicklung der Holicer Kaninchen seit ihrer Zulassung im Jahre 2015? Kannst die Einschätzung von Erich Feigl teilen?
Ich wehre mich immer dagegen, eine Verbindung der Blauen Wiener und den Blauen Holicer herzustellen. Beides sind eigenständige Rassen. Die Blauen Wiener sind und bleiben einer der beliebtesten Rassen in Deutschland. Es wird sicher Züchter geben, die von einer mittleren Rasse auf eine kleine Rasse aus den verschiedensten Gründen wechseln müssen oder wollen. Darunter mag auch der eine oder andere Blaue Wiener Züchter sein. Dies wird aber den Blauen Wienern keinen Abbruch tun, denn es werden sich auch für diese Rasse immer wieder neue Züchter finden. Wenn Erich mit „Augenhöhe“ die Anzahl der vorhandenen Zuchten und Zuchttiere meint, dann teile ich die Einschätzung von Erich. Die Entwicklung der TDRGEU Zahlen zeigen einen eindeutigen Trend in diese Richtung. Die Augenhöhe von der Erich spricht werden wir aber nur dann erreichen können, wenn wir die Entwicklung der Blauen Holicer gemeinsam mit den Clubs und deren Mitgliedern in unserer AG stetig vorantreiben.
Manfred, vielen Dank für das interessante Interview.