35. Bundeskaninchenschau 2023 in der Messe Kassel


Blaue Holicer auf der 35. Bundeskaninchenschau in Kassel
Für die Holicer hieß es zurück zum Startpunkt

 

Die diesjährige Bundeskaninchenschau fand in den Messehallen in Kassel satt, ein ganz besonderer Ort für unsere Holicer Kaninchen. 2015 auf der letzten Bundeskaninchenschau, die in Kassel stattgefunden hat, begann die Erfolgsgesichte unserer blauen Kaninchen. Es war die Bundesschau, auf der zum ersten Mal das blaue Holicer Kaninchen als anerkannte Rasse ausgestellt werden durfte. Somit ist es für unsere Rasse auch eine Rückkehr zum Startpunkt.  Gemeldet wurden 60 Blaue Holicer. Angesichts der Meldezahlen der vergangenen Bundesschauen und der Meldezahl von unserer 1. Holicer Clubvergleichsschau war das doch ein ernüchterndes Meldeergebnis für unsere AG. Wenn man jedoch die Gesamtmeldezahl der Bundeskaninchenschau und die Meldezahl von sonst starken Rassen wie Deutsche Riesen, Blaue Wiener usw. ansieht relativiert sich unser Meldeergebnis doch wieder. Die beiden Meldestärksten Landesverbände waren Thüringen und Hessen-Nassau mit jeweils 12 Tieren. Somit kam fast die Hälfte der gemeldeten Tiere aus Hessen-Nassau oder Thüringen. 

Die Ergebnisse der Zuchtgruppen bewegten sich zwischen 381,5 und 386,0 Punkten. Die Bewertungen der Einzeltiere lagen zwischen 93,5 und 97,5 Punkten. Wobei lediglich drei Tiere mit 93,5 oder 94,0 Punkten bewertet wurden. Ein Tier fehlte, zwei Tiere mussten wegen vorliegen eines schweren Fehlers von der Bewertung ausgeschlossen werden. Vier Tiere wurden mit dem Prädikat vorzüglich ausgezeichnet. Eines davon mit 97,5 Punkten. Hier muss man doch sagen, dass wir vom Bewertungsniveau schon andere Ergebnisse gewohnt sind. Allerdings fand die Schau auch zu einem recht späten Zeitpunkt statt. Somit standen viele Tiere auch nicht mehr in der Blüte, was man aber auch bei vielen anderen Rassen auf der Bundeskaninchenschau feststellen konnte.

Deutscher Meister wurde mit 386,0 Punkten Olaf Niemann aus Berlin Mark Brandenburg. Der Titel des deutschen Vizemeisters ging mit 385,5 Punkten an Herman Volkert aus Westfalen Lippe. Den Bundessieger stellte Nico Brümmer aus Weser Ems mit einem mit 97,5 Punkten bewerteten Rammler. Die Bundessiegerin kam aus dem Stall von Thomas Rentschler aus Baden. Sie wurde mit 96,5 Punkten bewertet. Die beiden Klassensieger gingen an Olaf Niemann und Heiko Semmel aus Hessen Nassau mit jeweils einem mit 97,0 Punkten bewerteten Rammler. Die Preisrichterkollegen haben bei den 60 gezeigten Tieren keine Häsin gefunden, die mit dem Prädikat vorzüglich hätte bewertet werden können. 

Sehr gut bewertete Zuchtgruppen zeigten Heiko Semmel, 385,5 Punkte MDE, Nico Brümmer 385,0 Punkte MDE, Stefan Möller, Thüringen, 384,5 Punkte ZDRKE, Thomas Schröder, Thüringen 384,5 Punkte ZDRKE, Julian Simon, Hessen Nassau, 384,0 Punkte LVA und Thomas Rentschler, 383,5 Punkte PK2. 

Nun zur Rassenkritik:

In der Position 1 Gewicht zeigte sich das gewohnte Bild. Viele Tiere lagen im hohen Gewichtsbereich zwischen 3000 und 3200 Gramm. Somit bekamen alle gezeigten Tiere die volle Punktzahl in der Position Gewicht. In der Position 2 Körperform, Typ und Bau lag die Bewertung zwischen 17,0 und 19,0 Punkten. Es gab drei Hauptkritikpunkte, die bei fast allen kritisierten Tieren auf der Bewertungsurkunde stand. Hierbei handelte es sich um die eckige Hinterpartie, das lose Brustfell und die lose Fellhaut. Die letzten beiden Kritikpunkte sind auch auf den späten Zeitpunkt der Schau zurückzuführen. Wenn man sich die Bewertungsurkunden ansieht, so standen in Kassel doch auch recht viele Tiere, die im Januar, Februar oder März 2022 geboren wurden. Ein Tier musste wegen einer Wamme von der Bewertung ausgeschlossen werden. Die Bewertungen in der Position 3 Fellhaar lagen zwischen 17,5 und 19,5 Punkten. Ich könnte es mir es jetzt leicht machen und schreiben lesen Sie zu Position 3 meinen Bericht von der 1. Holicer Clubvergleichsschau. Klar wie sollte es auch anders sein die Fehlerquellen von Dauborn und Kassel waren die Gleichen, fairnesshalber muss man sagen es war das gleiche Zuchtjahr. Kritikpunkte, die immer wieder auftauchen waren etw. wenig Dichte, etw. wenig Unterhaar und etw. lang. Die Kritik etw. wenig Struktur ist meiner Meinung nach nichtssagend. Stattdessen sollte man doch besser den Fehler klar benennen und auf der Bewertungsurkunde vermerken. Die beiden Hauptkritikpunkte von Dauborn, die auch in Kassel am häufigsten kritisiert wurden waren den der Ohrensaum sowie der Stirnbüschel. Ich möchte sagen die Kollegen in Kassel haben beide Fehler recht moderat bestraft. Sie vergaben meist immer noch 18,5 Punkte. Wenn man diesen Fehlern Herr werden möchte, darf man hier schon ein wenig mehr abziehen. Meiner Meinung nach darf ein Fell mit einem doppelten Ohrensaum maximal 18,0 Punkte erhalten. Bei dem Stirnbüschel kann man je nach Ausmaß zwischen 18,0 und 18,5 Punkten variieren. Bei vorhanden seins beider Fehler sollte die Bewertung zwischen 17,0 und 17,5 Punkten liegen. Bei einer Bewertung von 18,5 Punkten werden solche Tiere weiterhin in der Zucht eingesetzt, denn diese Bewertung tut ja auch noch nicht weh. Mit einer 18,5 kann so manch ein Züchter immer noch leben, bei 18,0 sieht das denke ich schon ganz anders aus. Schade fand ich auch, dass man die Linie nicht durchzog und nur die Tiere mit einem doppelten Ohrensaum am Anfang bestrafte. Im mittleren und hinteren Teil der Konkurrenz saßen noch weitere Tiere mit einem doppelten Ohrensaum. Bei aller Kritik an dem Fellhaar der Holicer zeigten Thomas Schröder und Matthias Michalak zwei Tiere, die mit einer 19,5 in der Position Fellhaar hervorgehoben wurden. Paradeposition der blauen Holicer war wieder einmal die Position 4 Kopf und Ohr. Zwanzig der gezeigten sechzig Tiere erhielten hier die volle Punktzahl. Die Bewertungen lagen zwischen 14,0 und 15,0 Punkten. Was ich nicht verstanden habe, war das bei zahlreichen Tieren 14,0 ohne Kommentar auf der Bewertungsurkunde vermerkt wurde. Warum die 14,0? War der Kopf nicht kräftig genug, die Ohren etw. faltig? Hier hat man den Züchter etw. ratlos zurückgelassen. Es gab aber auch Kollegen, die sg Kopf, etw. breite Ohrenstellung geschrieben haben, so weiß der Züchter genau, was dem Preisrichterkollegen an dem Tier nicht gefallen hat. So sollte es meiner Meinung nach auch gehandhabt werden. Tiere mit der vollen Punktzahl in der Position Kopf und Ohr zeigten Thomas Schröder, Nico Brümmer, Stefan Möller, Heiko Semmel, Edmund Bautz, Thomas Rentschler, Olaf Niemann, Hermann Volkert, Matthias Michalak, Wolfgang Krause und Wolfgang Koch. Die Position 5 Deckfarbe wurde zwischen 13,5 und 14,5 Punkten bewertet. Auch hier wieder oft die 14,0 ohne Kommentar. Warum die 14,0? Ein zigste Kritikpunkte insgesamt waren ein paarmal fleckig und einmal weiß durchsetzt. Lediglich einmal wurde eine etw. dunkle Deckfarbe gestraft. Aufgrund des späten Schautermins waren viele Tiere nicht mehr in der Blüte. Das war aber durchgehend bei fast allen Rassen zu erkennen. Bei leichter Fleckigkeit wurden schon 1,5 Punkte abgezogen, aber hellstahlblaue Deckfarben nicht positiv hervorgehoben und dunkle Deckfarben nicht kritisiert. Hierauf legen die Züchter dieser Rasse sehr großen Wert. Mehrheitlich Tiere mit einer hellstahlblauen Deckfarbe zu züchten ist ein wichtiger Schwerpunkt in der Arbeit unserer Arbeitsgemeinschaft. Die Position 6 Unterfarbe wurde zwischen 14,5 und 15,0 Punkten bewertet. Meist zeigt die Unterfarbe kaum Probleme. So kann man sagen 50 % der Tiere erhielten eine 14,5, die anderen 50 % die 15,0 in der Position Unterfarbe. Lediglich bei einem Tier kam es zu Problemen. Dies wurde wegen einer ausgeprägten Zwischenfarbe von der Bewertung ausgeschlossen. Die Zwischenfarbe war vorhanden! Allerdings war es eine eher helle als eine bräunliche Zwischenfarbe. Insgesamt war die Zwischenfarbe deutlich vorhanden und somit war der Bewertungs-ausschluss auch klar berechtigt.

Als Fazit möchte ich sagen, die guten Tiere haben doch am Ende auch wieder vorne gestanden. Tendenzen, die auf der Clubvergleichsschau zu sehen waren, haben sich auf der Bundeskaninchenschau bestätigt. Wir Züchter wissen, woran wir zukünftig arbeiten müssen. Dass mal ein ganz Neuer das oberste Treppchen auf dem Podest bei einer Deutschen Meisterschaft erklimmen konnte, tut der Rasse auch gut. Dahinter tummelten sich wieder Namen, die man bei den blauen Holicern immer wieder schon gelesen hat. 

An dieser Stelle möchte ich aber auch nochmal die Chance nutzen, der Ausstellungsleitung für die hervorragend durchgeführte Bundes-kaninchenschau zu danken. Es war eine kleine, aber feine Bundes-kaninchenschau auf familiärer Ebene mit sehr viel Charm. Es war ein sehr schönes Wochenende in Kassel.   

 

Heiko Semmel